Geschichte

Über 100-jährige Tradition

Hottwil blickt auf eine lange Theatertradition zurück.

«Gesanglich-theatralische Aufführung – gegeben vom Gemischten Chor Hottwyl – Im Schulhause daselbst. Sonntag den 30. Dezember 1894 und am Neujahrestag 1895»

So lockte das älteste erhaltene Plakat (siehe rechte Spalte) gegen Ende des vergangenen Jahrhundert neugierige Zuschauer. Für uns dokumentiert dieses Relikt den Beginn einer Tradition, die – nicht ganz frei von Unterbrüchen – bis in unsere Tage reicht und, das dürfen wir mit Fug und Recht behaupten, ihren Höhepunkt noch vor sich hat.

Ab 1927/28 spielte man im alten Schulhaus und stellte die Bänke so zusammen, dass der gewonnene Raum als Bühne dienten konnte. Anno 1929 halfen die Vereine dem Bärenwirt im Dachstock einen Saal herzurichten. Bei Konzertbestuhlung konnte man so 180 Personen hineinpferchen. Jetzt spielte man eifrig Lustspiele. Nachdem 1985 ein neues Schulhaus und die dazugehörige Turnhalle mit Bühnenanbau gebaut wurden, waren die Voraussetzungen optimal; seither ist man mit Leib und Seele bei der Sache.

Träger der Theater-Tradition sind seit jeher die Dorfvereine. Waren es anfangs abwechslungsweise der Turnverein und der Gemischte Chor, sind es heute die Vereinigten Vereine, welche hinter dem Dorftheater stehen.

Zwei wichtige Persönlichkeiten aus der Hottwiler Theatergeschichte seien hier besonders erwähnt.

Hans Keller (1912 - 1990). Erstmals 1928 auf der Hotteler Bühne, entwickelte er sich zu einer nicht mehr wegzudenkenden Figur im Dorftheater-Leben. Als treibende Kraft kümmerte er sich um die Stückwahl, und er war es jeweils auch, der denn Regisseur im Herbst auf schriftlichem Weg mahnte, dass «etwas geschehen müsste». Er spielte so begeistert Theater, dass es für ihn selbstverständlich war, schon nach wenigem Proben den Text auswendig zu können. So konnte man ihn jeweils draussen auf dem Feld beobachten, wie er, Texte vor sich hersagend, seiner Arbeit als Landwirt nachging.

Thomas Senn. Lange Zeit war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Dorflehrer auch für die Regie des Dorftheaters zuständig ist. Ganz in diesem Sinne, übernahm als der in Gansingen wohnhafte Thomas Senn diesen Job 1967, zusammen mit demjenigen des neuen Gesamtschullehrers von seinem Vorgänger Willi Schoder, der heute als Kunstmaler in Laufenburg lebt. 1974 wurde das Gesetz gebrochen, Thomas Senn wechselte als Sekundarlehrer nach Wil, hielt aber dem Hottwiler Theater seine Treue. Nicht weniger als 41 Theaterstücke hat Thomas in Hottwil inszeniert. Zudem stammen die beiden Grosserfolge «Pächbueb» und «sMarei» aus seiner Feder.

Am 4. November 1989 schlossen sich engagierte Spieler zum selbstständigen Verein «Spielleute Hottwil» zusammen. In der rechten Spalte finden Sie noch einen interessanten Artikel zur «Vereinstaufe».


Quelle:
P. Hugger «Fricktaler Volksleben» Eigenverlag, 1977.  
100 Jahre Dorf-Theater Hottwil, Claude Tognetto